...hier (Der Text ist einfach zu lang für die Nachrichtenfelder...)
Apropos Essen. Wir hatten Hunger. Es war Mahlzeit. Im Reiseführer suchten wir uns eine nette Osteria in der Nähe aus. Zweimal um die Ecke und schon waren wir da. „Ich lade dich ein“, meinte Claus. Manchmal habe ich ihn noch ein kleines bisschen mehr lieb als sonst. Die Gegend war schon ganz nett, in einer kleinen Seitenstraße lag die Osteria Margutta. Drinnen sah es gut aus (Frau sitzt hier vor einer Theaterbühne mit Bildergalerie) und auf der Karte gab`s Nudeln. Also, wir konnten nichts falsch machen. Nun, wie man es nimmt. Wir bestellten.
Brot mit Öl und Balsamico – 6 EUR
Spagetti Pomodoro – 12 EUR
Spagetti Carbonara – 13 EUR
2 kleine Fläschen Cola – insg. 8 EUR
1 Flasche Bier – 7 EUR
Und ne Flasche Wasser für … habe ich vergessen. Aber insgesamt haben wir ohne Trinkgeld 51 EUR bezahlt, kann ja jeder ausrechnen, was die Flasche Wasser gekostet hat. Dafür gibt es aber ein schönes Ambiente, saubere Toiletten (was ja in Italien leider nicht selbstverständlich ist) und Klaviermusik von einem spanischen Touristen, der sich spontan ans Klavier setzte und spielte. Ich habe zwar keine Ahnung, aber Ohren. Und die waren sehr zufrieden. Tja, so was bekommt man halt nicht in einer Touristenabsteige.
Das nächste Ziel unserer Tagestour war der Trevibrunnen. Wir sind zu Fuß durch die kleinen Sträßchen gelaufen, da gelangt man mit einer guten Karte und etwas Orientierungssinn direkt dort hin. Auch hier wieder Touristen ohne Ende. Gibt’s in Rom nichts anderes zu sehen?? Gut, man kann da keinem einen Vorwurf machen. Auch wenn es letztlich nur ein Brunnen ist, er gehört zu den Top-Sehenswürdigkeiten der heiligen Stadt. Außerdem hat er für jeden Rom Besucher eine ganz besondere Bedeutung. Wenn man mit der rechten Hand über die linke Schulter eine Münze in den Brunnen wirft, hat man die Gewissheit wieder nach Rom zu kommen. Billiger kann das ewige Leben nicht sein. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob man einen Cent oder 2 EUR da hinein wirft. Vielleicht ist das Gewissen mit 2 EUR etwas beruhigter. Ich habe geworfen und weiß, ich komme wieder. Und dann könnte man ja dem Schicksal ein Schnippchen schlagen und nie wieder nach Rom kommen. Und so lange kann man nicht sterben. Die Vorstellung ist momentan noch ziemlich verlockend.
Das Geld wird regelmäßig eingesammelt und der Caritas gespendet. So erfüllt die Hoffnung auf das ewige Leben auch einen caritativen Zweck. Ich muss hier nicht erwähnen, dass das Werfen von Münzen in den Fontana di Trevi eigentlich verboten ist. Aber „cosi fan tutti“.
In der Nähe des Trevibrunnens haben wir uns erstmal ein leckeres Eis gegönnt. Dafür könnte ich die Italiener immer wieder knutschen. Das haben die einfach drauf. Kugeln gibt es hier übrigens nicht. Die machen das mit einem Spachtel. Dafür ist die Portion dann relativ groß. Sollte man vorher wissen.
Mit dem Eis in der Hand wanderten wir weiter Richtung Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II – Roms größte Schreibmaschine. Das Monumento befindet sich an dem Piazza Venezia (bitte nicht mit Pizza verwechseln – Piazza heißt Platz), dem Verkehrsknotenpunkt überhaupt. Das Denkmal wurde Ende des 19.Jahrhunderts erbaut (falls Günther Jauch mal fragte sollte, hier die genaue Zahl: zwischen 1885 und 1911), um die gewonnene Einheit Italiens zu feiern und an das Andenken des ersten Königs von Italien zu erinnern. Der Viktor Emanuel II. befindet sich heute als Reiterstandbild vor dem Monument wieder. Tja, König werden und schon wird man in Bronze gegossen. Manchmal ist es im Leben echt einfach. Beim Bau des riesigen Etwas wurde natürlich nicht gekleckert. Das blütenweisse, gigantische Denkmal ist 70m hoch, 130m tief und 135 m hoch.
Hier gibt es auch wie an jeder anderen Kreuzung in Rom ein Nationalmuseum. Wenn man mal das Inhaltsverzeichnis des Reiseführers durchliest, gibt es in Rom wirklich sehr viele Museo Nazionale. Der Nationalstolz der Italiener ist unvergleichlich.
Wer den Blick von oben genießen will, der kann einen Glasaufzug zur Terrazza della Quadriga nehmen. Da muss man den Erbauern heute noch dankbar für sein. Die haben schon damals an die müden Füße der Touristen gedacht und einen Aufzug eingebaut. Manchmal könnte ich die Italiener nicht nur wegen ihres Eises knutschen. Wobei wir nicht hochgefahren sind.
Unser Weg führte uns nämlich nur zufällig da vorbei. Wir wollten zum Kolosseum, dem Highlight überhaupt. Nach einer alten Weissagung heißt es: Solange das Kolosseum steht, steht auch Rom, wenn das Kolosseum fällt, fällt auch Rom, wenn Rom untergeht, vergeht auch die Welt. Wir wollten uns von der Qualität der Bauweise überzeugen. Sonst hätte man sich die Euros für den Trevibrunnen ja sparen können. Über die Via dei Fiori gelangt man direkt am Forum Romanum vorbei zu dem gewaltigen Amphitheater. Von hier hat man dann einen super Blick auf den noch erhaltenen äußeren Ring. Im Jahre 72 wurde das Kolosseum erbaut und 80 eröffnet. Einhundert Tage hat das Fest gedauert. Da frage ich mich immer: Wer hat das alles bezahlt??? Wer konnte einhundert Tage durchfeiern? Der Alkohol wird es wohl gerichtet haben.
Das Kolosseum wurde in der Nähe erbaut, wo früher die Kolossalstatue Kaiser Neros stand. Daher kommt auch der Name. Die damaligen Architekten haben mit der Arena eine Form geschaffen, die heute noch für Wettkampfarenen Gültigkeit besitzt. Und das nach fast zweitausend Jahren. Die Römer lechzten damals nach Unterhaltung. Und wo ließ es sich besser unterhalten als in einer Wettkampfarena. So ließen die Kaiser dieses zeitlose Meisterwerk erbauen. Fortan hatten die Römer die Möglichkeit, Gladiatorenkämpfe oder Tierhetzen zu bestaunen. Natürlich war nicht jedermann dafür. Blutfließen muss man nicht unbedingt live erleben. Auch nicht die Römer in der damaligen Zeit. Zweifel gibt es unter den Historikern, ob im Kolosseum zahlreiche Christen bei ihrer Verfolgung ihr Leben lassen mussten. Heute erinnert auf jeden Fall noch ein Bronzekreuz in der Arena daran.
Neben den blutfließenden Veranstaltungen gab es aber auch Zirkusdarbietungen, Festspiele, Theateraufführungen und natürlich sportliche Wettkämpfe. Das Kolosseum war (für potenzielle G.J. Kandidaten schreibe ich es kurz hier auf) 188 m lang und 156 m breit, also oval und nicht rund, wie man zunächst vermuten könnte. Im Zuschauerraum hatten 50.000 Römer und Nicht-Römer Platz, für alle, die stehen wollten oder das Geld nicht für Sitzplatzkarten hatten, gab es nochmals 23.000 Stehplätze. Das findet man heute nur in wirklich großen Fußballstadien. Das macht einem bewusst, was der Bau für eine Meisterleistung gewesen sein muss.
Aber man ging nicht immer gut mit dem Kolosseum um. Es wurde in den Jahrhunderten durch die Leider der Geschichte immer mehr beschädigt. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Zu dem Inneren könnte ich jetzt noch einen eigenen Reisebericht schreiben. Da wir aber nicht drin gewesen sind, lass ich es dabei mal bewenden. Rom an einem Tag zu sehen, ist ein strammer Wunsch, man merkt ihn abends an den wehen Füßen, aber wir haben es nicht bereut. Alle Wege führen nach Rom. Mich wundert’s nicht.
Vom Kolosseum aus wollten wir zurück zum Bahnhof. Eigentlich kein Problem, um zwei Ecken musst du gehen, aber ich hatte die Lauferei echt satt. Wir also in die U-Bahn Station am Kolosseum gegangen. Beim Vorbeigehen habe ich noch ein Schild gesehen, wo irgendwas mit dem 13.10. drauf stand. Aber mehr als Grazie und si si verstehe ich halt auch nicht. Der Bahnsteig war voll. Ist ja kein Problem, denn die U-Bahnen kommen in Rom innerhalb weniger Minuten. Hier allerdings nicht. Claus wurde langsam nervös. Das ist nichts für seine Nerven. Er wollte den 16:05 Uhr Zug nach Civitavecchia nehmen. Daraus wurde leider nichts. Denn nachdem nach ca. 15 Minuten die erste Bahn kam, stiegen nur 3 Leute aus und 3 Leute ein und dann war der Zug so voll, dass die Türen kaum zu gingen. Claus meinte, wir laufen… Da hatte ich aber so gar keine Lust drauf. Also? Auf der Strasse fuhren die Busse ab. Ich die ersten vier Busfahrer angequatscht, ob sie nach Stazione Termini fahren. No, No… Beim fünften Bus brauchte ich nicht mehr zu fragen, da stand es schon drauf. Claus vertraute dem Schild irgendwie nicht und als der Bus dann gerade aus fuhr, statt rechts Richtung Bahnhof abzubiegen, wurde mein lieber Claus langsam noch nervöser. Großstadtleben ist ja überhaupt nichts für ihn. Der 16:05 Uhr Zug war weg, das war uns klar. Aber ne halbe Stunde später fuhr der nächste. Der Bus machte übrigens eine kleine Stadtrundfahrt. Im Berufsverkehr. Er fuhr zwar nach Termini, kam aber gerade von dort… Schließlich muss man aus solchen Situationen das Beste machen. Irgendwann kamen wir ja an. Und der Zug hat auch noch gewartet. Hat also alles geklappt. Ihr glaubt gar nicht, wie beruhigt mein Claus war, als er endlich im Zug gesessen hat…
In diesem Sinne: Sail away!
Katrin und Claus (der zwar nichts geschrieben hat, aber trotzdem nicht unerwähnt bleiben sollte)